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Frauen-Bundesliga: Das kommt raus, wenn Männer über Frauen entscheiden

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Der DFB ließ unerfahrene Leute verhandeln, noch dazu ausschließlich Männer. Nun haben die Klubs alleine einen Ligaverband gegründet. Den Schaden trägt der Frauenfußball.

Der
Verlierer war auch im Hause, als der deutsche Frauenfußball seinen historischen
Tag beging. Doch zu melden hatte Bernd Neuendorf nichts. Der neue Ligaverband Frauen-Bundesliga
FBL e.V. gründete sich
ohne den DFB und seinen Präsidenten. Und so saßen auf
dem Podium in den Presseräumen von Eintracht Frankfurt nur die drei
Vertreterinnen aus den Vereinen.

Ursprünglich
sollte der Termin nicht weit entfernt stattfinden, am DFB-Campus. Denn die
vierzehn Vereine der Frauen-Bundesliga wollten mit dem Verband eine
gemeinsame Gesellschaft gründen. Eine gute Idee, um den deutschen Frauenfußball
für die Zukunft zu rüsten.

Doch beide
Seiten haben es nicht geschafft, zu kooperieren. Vorige Woche eskalierte der
Konflikt, als die Vereine den DFB scharf kritisierten und ankündigten, den
neuen FBL e. V. ohne den DFB ins Leben zu rufen. Am Mittwoch zogen sie ihr
Ding durch. Bezeichnend, dass die neue Präsidentin des Ligaverbands, Katharina Kiel, nicht vom Deutschen Fußball-Bund, sondern vom “Deutschen Fußball-Verband”
sprach. So hieß der Verband der DDR.

Durch den
Verzicht auf den DFB vergibt der Frauenfußball in Deutschland eine Chance auf
eine größere Schlagkraft. Er macht den gleichen Fehler wie die Männer: Die
Spitze löst sich von der Basis, die Elite macht ihr eigenes Ding. Gut möglich,
dass das, was am 10. Dezember beschlossen und als wichtiges Ereignis
gefeiert wurde, auf Dauer eher Schaden anrichtet.

Der DFB schickte nicht seine besten Leute

In den
Verhandlungen, die sich über Jahre zogen, wurden am Ende beide Seiten ihrer
Aufgabe nicht gerecht. Auf der einen Seite der DFB, der fürs Ganze steht, die
Größe der Fußballnation verkörpert und eine gesellschaftlich bedeutende
Institution sein soll. Tatsächlich wollte Bernd Neuendorf es so aussehen
lassen, dass das Thema Chefsache ist. Also seine. Im Oktober kündigte er 100
Millionen Euro Investitionen in den Frauenfußball an.

Doch
verhandelte er nicht selbst mit den Vereinen. Er schickte nicht mal die strategisch gesehen besten Leute ins Rennen, zum Beispiel die Ex-Nationalspielerinnen
Nia Künzer, Sportdirektorin, und Célia Šašić, Vizepräsidentin. Den DFB
vertraten Holger Blask, ein Marketing-Mann, der gerade erst zum Generalsekretär
aufgestiegen ist, und der Schatzmeister Stephan Grunwald.

Beide sind
keine Experten in der Sache. Beide sind Männer. Beide haben keinen bekannten
Namen. Sie waren auch viel leichter angreifbar als es Rudi Völler oder Andreas
Rettig gewesen wären, die über Renommee verfügen.

Die
Vereine nutzten das aus. Sie sind der professionelle, kapitalistische Sektor
des Fußballs. Sie betonten immer wieder, dass sie die tägliche Arbeit leisten.
Sie fühlten sich vom DFB von oben herab behandelt und fürchteten, er wolle zu
viel Macht, ohne selbst das Risiko zu tragen. Und ließen alles scheitern. Sie
hinterließen aber auch den Eindruck, auf einen willkommenen Anlass für den
Bruch gewartet zu haben.

Nun haben
sie eine kleine Super League errichtet. Eine wilde Liga ohne Anbindung an
internationale Verbände. Wie diese Abspaltung sportrechtlich geklärt ist,
ließen die Beteiligten völlig offen. Gemäß den Statuten der Fifa und der Uefa
ist nämlich der DFB der Ansprechpartner für die internationalen Wettbewerbe.

Drohen, schimpfen, taktieren

Aus den
Aussagen der Vereine am Mittwoch wurde deutlich: Sie übersehen, dass sie auch
Nutznießer der Basisarbeit und der Infrastruktur sind, die der DFB zumindest
repräsentiert. Die Profite hingegen wollen sie alleine. Die stehen den Frauen
vermutlich bald ins Haus, der Sport gilt als Wachstumsmarkt. In England kann
man das seit fast einem Jahrzehnt beobachten, inzwischen auch in Spanien. Das
sind die beiden europäischen Länder, die Deutschland sportlich und
wirtschaftlich überholt haben.

Um den
Rückstand aufzuholen, wären gebündelte Kräfte wichtig. Zwar schließen weder der neue Ligaverband noch der DFB aus, künftig noch zusammenzufinden. Doch der DFB müsste das nun aus
der Rolle des Bittstellers tun. In der Gesprächsrunde vorab soll Neuendorf
seiner Empörung Ausdruck verliehen haben. Nach Informationen der ZEIT drohte
der DFB zudem den Vereinen, sie von europäischen Wettbewerben
auszuschließen. Alleine die Drohung könnte rechtswidrig sein.
Der DFB ließ zwei Anfragen dazu unbeantwortet.

Drohen,
schimpfen, taktieren – das sind zurzeit die Töne der Verantwortlichen, wenn es
um den Frauenfußball geht. Über Ausbildung, Wettbewerb, geschweige denn das im
Fußball unabkömmliche Ehrenamt verliert niemand ein Wort. Wie etwa Neuendorf
den Sport vorantreiben will, darüber ist nichts bekannt. Auch die
FBL-Präsidiumsmitglieder Katharina Kiel, Veronica Saß und Florian Zeutschler
sprachen bei ihrer Vorstellung in Frankfurt fast gar nicht über Inhalte.

Und diejenigen,
die zuletzt für die Vereine das Wort führten, den DFB mit Kritik überzogen und
die Entscheidungen trafen, hielten sich zurück und blieben im Hintergrund: Axel
Hellmann, Jan-Christian Dreesen, Fernando Carro. Das sind die CEOs von
Eintracht Frankfurt, Bayern München und Bayer Leverkusen. Ihre Verdienste im
Frauenfußball halten sich bisher in Grenzen. Alle drei sind Männer.

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